Karma Yoga versus Entsagung

Updated

Frage: Könntest du möglicherweise erklären, ob es eine Grundlage dafür gibt, Karma Yoga und den Yoga der Entsagung zu vereinen?

Sri Chinmoy: Karma Yoga ist hingebungsvoller Dienst. Wenn wir Karma Yoga praktizieren, versuchen wir all unsere Arbeit als wahren geweihten Dienst an den Supreme auszurichten. Bei gewöhnlicher Arbeit, erwarten wir sofort etwas zurück, wir erwarten Erfolg oder Reichtum oder ein Weiterkommen. Ein gewöhnlicher Mensch wird nicht arbeiten, wenn er weiß, dass es am Ende der Arbeit keinen Erfolg gibt. Doch wenn man Karma Yoga praktiziert, arbeitet man sehr hingebungsvoll, dient sehr hingebungs- und seelenvoll, ohne dass man sich um das Ergebnis als solches kümmert. Er weiß, dass das Ergebnis entweder als Erfolg oder Misserfolg kommt. Er akzeptiert Erfolg und Misserfolg als Erfahrung. Außerdem, fühlt er, dass diese Erfahrung nicht die seine ist; es ist Gottes Erfahrung. Wenn der Sucher tief nach innen geht, sieht er, das Gott selbst der Handelnde ist, Er selbst ist die Arbeit und Er selbst ist das Ergebnis. Wenn er noch ein Anfänger ist, fühlt er, dass Gott der Gebende ist und er der Empfänger. Doch wenn er fortgeschritten ist dann fühlt er, dass Gott selbst immer in und durch ihn handelt und selbst in und durch ihn Erfahrungen macht.

„Du hast das Recht zu handeln, aber beanspruche nicht die Früchte davon“, diese Botschaft hat uns Krishna in der Bhagavad-Gita, dem Himmlischen Gesang, gegeben. Die Seher der Upanishaden sagten außerdem: „Handlung hält nicht am Menschen fest.“ Handlung kann uns nicht binden, wenn es göttliche Handlung ist. Wenn es ungöttliche Handlung ist, bindet uns das Resultat sofort. Wenn wir Erfolg haben, fühlen wir sofort, dass dieses Erfolg nicht ausreichend ist; wenn wir Misserfolg haben, wollen wir sofort aufgeben.

Zudem sagten die Seher der Upanishaden: „Genieße durch Entsagung.“ Nun, was entsagen wir eigentlich? Wir entsagen den Dingen in uns, die nicht streben, die nicht das Ziel erreichen wollen oder uns nicht zum Ziel bringen. Wenn wir wiederum in den Atem der Entsagung eintreten, in das Innerste von Entsagung, dann sehen wir, dass es Entsagung als solches nicht gibt. Entsagung ist tatsächlich Umwandlung. Wenn mein Bein schmutzig ist, schneide ich nicht mein Bein ab, ich entsage ihm nicht. Nein! Ich reinige es, wandle es um. Wenn wir etwas Dunkles, Unerleuchtetes, Düsteres, Unreines in uns sehen; müssen wir es nicht auslöschen, wir müssen es umwandeln. Die Nacht muss in Licht umgewandelt werden. Doch wir können die Nacht nicht auf einmal umwandeln. Wir müssen als erstes zum Licht gehen und etwas Licht in unser System bringen. Dann wird die Dunkelheit in uns in Licht umgewandelt. Dies ist Gottes Traum, welchen wir erfüllen und in die Wirklichkeit umsetzen müssen. Dies ist die Botschaft von Karma Yoga.

Sri Chinmoy, Canada aspires, Canada receives, Canada achieves, part 2, Agni Press, 1974

Titelbild, pixelio.de, Manfred Schütze